Alte Papierfabrik Blankenberg

Quelle: www.wikimedia.org
  • 1371: erste urkundliche Erwähnung durch den Kauf der Wassermühle von Kaiser Karl IV. und seinem Sohn Wenzel
  • Bis 1700 als Mahlmühle bekannt, um 1730 als Papiermühle
  • 1784: Besitzer war der Papierhändler Johann Wolfgang Rahm
  • 1787: Pacht der Fabrik durch den Papiermüller Adam Erdmann Flinsch, kurz darauf erwarb er sie käuflich
  • 1843: Ferdinand Traugott Flinsch führte die maschinelle Herstellung in der Fabrik ein
  • 1894: Verkauf der Papierfabrik Blankenberg an Gotthelf Anton Wiede, dem Besitzer der Papierfabrik Rosenthal in Blankenstein
  • 1895: Ausbau der Papierfabrik Blankenberg
  • 1899: Da die Papierfabrik keine Bahnverbindung besaß, wurde die Feldbahn zum Hauptwerk Rosenthal erbaut. Da diese mit Pferden gezogen wurde, wurde sie auch "Pferdebahn" genannt.
  • 1900-1906: Aufbau einer neuen ca. 40 m langen Papiermaschine, die auf der Weltausstellung in Paris gekauft wurde. Die Maschine blieb bis zur Schließung der Fabrik 1993 in Betrieb
  • 1945: 130 Mitarbeiter

Nach dem Krieg

Interview mit Rainer Ambrecht auf YouTube (externer Link)                                                             Kurzer Einblick: Die alte Papierfabrik Blankenberg

Nachdem die Fabrik während des Krieges umkämpft wurde, wurde Familie Wiede nach Kriegsende enteignet. Die Technik der Fabrik galt als veraltet und wurde deshalb nicht als Reparationszahlung abgebaut und in die UdSSR abtransportiert. 1947 ging die Anlage als Volkseigener Betrieb (VEB) wieder in Produktion. 

Der Wachturm auf der Papierfabrik, Foto: Erwin Purucker, www.fotos-reiseberichte.de

Die Nachkriegsproduktion fing mit Schreib- und Druckpapier, Naturkunstdruck- und Packpapier an. Diesen Zweig stellte die Fabrik allerdings nach acht Jahren wieder ein. 1955 wurde mit der Produktion von Pergamentrohpapier begonnen, welches der Grundstoff für Echt-Pergament (Butterbrotpapier) war. 

Die Fabrik lag direkt an der Saale, unmittelbar an der Grenze zwischen der DDR und der BRD. Auf dem Dach standen bewaffnete Grenzer, die aufpassten, dass keiner über die Saale in den Westen floh. Selbst Lokführer und Rangierer auf der Pferdebahn wurden immer von zwei Grenzern beaufsichtigt. Zeitweise wurde an der Fabrik eine mobile Abhöranlage installiert, um z. B. den Funkverkehr bei Natoübungen abzuhören. 

Bis zur Schließung der Papierfabrik 1993 wurden nur noch Pergamentrohpapier und Druckpapier hergestellt. Danach begann der teilweiße Abriss der Fabrik, woraufhin sich der ehemalige Papiermacher Werner Langheinrich dafür einsetzte, die Fabrik zu erhalten. Durch seinen Einsatz wurde der Abriss eingestellt und die Fabrik 1994 unter Denkmalschutz gestellt. 1997 wurde die Anlage an die Treuhand Liegenschafts GmbH übergeben. Der Verein der Industriearchäologie übernahm bis 2001 die Konservierung der Papiermaschine. 

Reiner Ambrecht war Werkführer der Faserlinie in der Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal GmbH & Co. KG und arbeitete viele Jahre in der alten Papierfabrik. Er rettete viele erhaltenswerte Dinge aus den Fabrikgebäuden und kümmert sich auch heute noch mit großer Mühe um den Erhalt der Papiermaschine, des Gebäudes und des Inventars.

Reiner Ambrecht erinnert sich:

"Wenn meine Schicht endete und ich auf dem Rückweg nach Hause war, schaute ich immer nach Westdeutschland und sah manchmal meine Familie, die mit einem weißen Hund an der Saale entlang ging. Es war allerdings strengstens verboten, sich zu grüßen oder gar miteinander zu reden!"  

Detailansicht der Papiermaschine, Foto: Lars von Varel

Seit 2006 steht die Papiermaschine nicht mehr unter Denkmalschutz. Die Gemeinde Blankenberg hat die Papierfabrik übernommen und stellt den Erhalt der im Jahr 2024 115 Jahre alt werdenden Papiermaschine sicher. Trotzdem fehlt es an Freiwilligen, die die Gebäude und die Maschine betreuen sowie an Geld für Instandhaltungsmaßnahmen. 

Reiner Ambrecht führt Besucher gern durch die alten Gebäude und erzählt leidenschaftlich von der bewegten Geschichte der Fabrik. Kontakt über Touristinformation Rosenthal am Rennsteig oder über uns (Emailadresse im Impressum).

Labor der Papierfabrik, Foto: Lars von Varel
Detailansicht der Papiermaschine, Foto: Lars von Varel

Autor: Lars von Varel

(Quelle: wikipedia, www.bpb.de)