Arnold Friedrich - Altbürgermeister von Töpen

Arnold Friedrich wurde am 12. Oktober 1947 geboren und wuchs in Töpen nahe des Grenzübergangs Töpen/Juchhöh auf. Er war ab 1967 acht Jahre lang als Beamter beim Bundesgrenzschutz in Bayreuth tätig und versah u.a. Streifendienst im Grenzabschnitt zwischen dem Dreiländereck Tschechien-Sachsen-Bayern und Bad Steben. In den siebziger Jahren wurde Arnold Friedrich geschäftsleitender Beamter der Gemeinde Köditz im Landkreis Hof. 1978 begann er seine politische Tätigkeit als Gemeinderat und wurde 1979 mit 31 Jahren zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Töpen gewählt. 2002 stellte er sich nicht mehr zur Wahl und wurde zum Ehrenbürger und Altbürgermeister ernannt.
Arnold Friedrich erhielt verschiedene Auszeichnungen:
- 1995: Bundesverdienstkreuz am Bande durch Bundespräsident Roman Herzog für sein Lebenswerk im Dienste der deutschen Wiedervereinigung
- 1999: Kommunale Verdienstmedaille des Bayerischen Innenministeriums in Bronze
- 2010: Bayerische Staatsmedaille in Bronze durch den Bayerischen Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Die Geschichte Mödlareuths
Mödlareuth teilte sich bereits vor dem 2. Weltkrieg in den bayerischen und den reussischen Teil auf. Trotzdem bildeten die Mödlareuther eine eingeschworene Dorfgemeinschaft und teilten sich eine Kirche, die Schule und die freiwillige Feuerwehr. Eine Hälfte von Mödlareuth fiel nach dem 2.Weltkrieg in die sowjetische, der andere in die amerikanische Besatzungszone. Später gehörten diese Gebiete dann zur DDR bzw. der BRD. Die Grenzanlagen zwischen den beiden Staaten wurden innerhalb des Dorfes von einem Bretterzaun (1952) zu einem Stacheldrahtzaun (1958) umgebaut. 1966 wurde dann eine Betonmauer durch Mödlareuth gezogen, die der in Berlin stark ähnelte. In diesem Zug wurden Lichtanlagen erbaut, die die Grenze nachts taghell erleuchteten. 1970 wurden Beobachtungstürme in Ost-Mödlareuth aufgestellt, 1983 wurde die Mauer mit SM 70 Zaunminen (Selbstschussanlage) bestückt. Durch den Bau der Mauer konnten weder Ost-Mödlareuther noch West-Mödlareuther sich einander grüßen, da die Mauer Blickkontakte versperrte und jegliche Kontaktaufnahme verboten war. Trotz der fast unüberwindbaren Grenze konnten sich die Bewohner von Anhöhen aus gegenseitig beobachten. Wurde blaue Babywäsche im Garten aufgehängt, wurde dies ebenso registriert wie das Tragen von Trauerkleidung. Auch wurden Grüße an die Verwandtschaft von Grenzern durch die Mauer weitergegeben, auch wenn dies strengstens verboten war. Ein Grenzer soll sogar einmal auf einem Kontrollgang eine fette Ente unter seiner Uniformjacke aus dem Westen geschmuggelt haben. Ob sie ihm geschmeckt hat, ist nicht überliefert.
1952 wurden im Rahmen der Aktion "Ungeziefer" viele Bewohner aus Mödlareuth-Ost ins Hinterland der DDR umgesiedelt. 31 Bewohner konnten vorher noch nach Bayern flüchten wie z.B. die Bewohner der Oberen Mühle. Die Einwohner wurden mit der Zeit immer weniger. 1972-1974 wurden 5 weitere Wohnhäuser abgerissen.

Alles was Rang und Namen hatte, besuchte einmal Mödlareuth wie z.B. der Vize-Präsident und spätere Präsident der USA Georg H. W. Bush. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister Arnold Friedrich hielt Bush eine Rede, in dieser Rede nannte er Mödlareuth "Litte Berlin". Außerdem war auch der Chef der MIC Hof anwesend. Mödlareuth war für seine Mauer bekannt: Allein die Grenzpolizeiinspektion Hof führte 24 000 Besucher durch Mödlareuth.
Mödlareuth und die Wende

Während in der alten Schule in Ost-Mödlareuth am 4.12.89 eine Versammlung stattfand, in der über die Grenzöffnung diskutiert wurde, stand Arnold Friedrich mit Mitstreitern mit Kerzen in den Händen auf einer Anhöhe in West-Mödlareuth. Er ließ sich zusammen mit dem Töpener Ortsgeistlichen auf einer Hubbühne über die Mauer heben, um mit dem damaligen Bürgermeister von Ost-Mödlareuth zu sprechen. Bereits am 6. Dezember befand sich ein Loch in der Mauer, am 7. Dezember begannen die Bauarbeiten für eine Fußgängerüberweg und bereits am 9. Dezember wurde ein offizieller Fußgängergrenzübergang eingeweiht. Am 17. Juni 1990, dem damaligen Tag der Deutschen Einheit, beschlossen Arnold Friedrich und der neu gewählte Bürgermeister des thüringischen Teils, Herbert Hammerschmidt, einen Teil der Mauer in Mödlareuth einreißen zu lassen. Während eines Festes auf der thüringischen Seite ließen sie einen Bagger von einer Anhöhe im Westen lautlos zur Mauer rollen. Nachdem die letzte Rede beendet war, fuhr die Baggerschaufel über die Mauer in die Höhe und riss sie unter den erstaunten Augen der anwesenden Gäste ein. Diese nicht mit den Behörden abgesprochene Aktion war für Arnold Friedrich und den Filmemacher Arndt Schaffner der Ausgangspunkt, die Geschichte der Teilung des Dorfes aufzuarbeiten und sich für den teilweisen Erhalt der Sperranlagen einzusetzen. Zusammen begannen sie im Herbst 1990 das Deutsch-Deutsche Museum aufzubauen, dessen Leitung Arndt Schaffner übernahm und das 1994 offiziell eröffnet wurde. Arnold Friedrich übernahm den Vorsitz des gleichnamigen Trägervereins.

Auch heute ist Mödlareuth noch in zwei Teile geteilt: Ein Teil gehört zu Gefell in Thüringen, der andere zu Töpen in Bayern. Schüler besuchen Schulen in unterschiedlichen Bundesländern und haben keine gemeinsamen Ferienzeiten. Deutlich zu hören sind noch immer die beiden verschiedenen Dialekte. Trotz der langen Trennung verlor man sich jedoch wegen der gegenseitigen Beobachtung nicht ganz aus den Augen, so dass nach der Wende schnell wieder eine gute Dorfgemeinschaft entstand.
Am Tag der Deutschen Einheit, der jedes Jahr in Mödlareuth gefeiert wird, geht es weniger darum, die deutsche Einheit zu feiern, sondern eher um den Ausdruck der politischen Position verschiedener Parteien und Bündnisse. Ihnen ist jedoch gemein, dass diese Meinungsvielfalt vor 1989 nicht möglich gewesen wäre.
Autor: Lars von Varel
(Quellen: www.hdbg.de, www.wikipedia.de, Buch: Alfred Eiber, "Hof, das Tor zur Freiheit")